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Effektive API-Dokumentation in verteilten, ereignisbasierten Systemen

Warum gute Event-Dokumentation so wichtig ist

In modernen verteilten Systemen ist die ereignisgesteuerte Architektur (Event-Driven Architecture, kurz EDA) ein zentrales Paradigma. Statt synchroner REST-Aufrufe zwischen Diensten werden Ereignisse (Events) erzeugt und über Messaging-Systeme wie Kafka, RabbitMQ oder NATS verbreitet.
Diese Architektur bringt Vorteile wie Skalierbarkeit und Entkopplung, stellt Teams aber auch vor neue Herausforderungen – vor allem bei der API-Dokumentation für ereignisbasierte Systeme.
Während klassische REST-APIs mit Tools wie OpenAPI oder Swagger gut dokumentiert werden können, fehlt es bei Events oft an klaren Standards und strukturierter Beschreibung. Dabei sind gerade Events essenziell für das Verständnis der Systeminteraktionen – sowohl innerhalb von Teams als auch in der Kommunikation zwischen Systemen..

Der Status Quo: OpenAPI und seine Grenzen
 

Ein etablierter Standard für die Dokumentation von HTTP-basierten APIs ist die Verwendung von Swagger bzw. OpenAPI-Dokumenten. Diese Dokumente informieren über die Existenz und mögliche Strukturen der ein- und ausgehenden Daten. Darüber hinaus können auch Fehlerverhalten und Themen wie Authentifizierungsmechanismen behandelt werden.

Ein weiterer Vorteil von OpenAPI-Dokumenten ist die Möglichkeit, über Softwaretools Quellcode zu generieren oder Schnittstellen automatisch auf ihre technische Konformität zu überprüfen.

Daher sind diese Artefakte zu Recht ein wesentlicher Bestandteil der API-Dokumentationsstrategie. Dabei spielt es keine Rolle, ob man API-First arbeitet oder die Dokumentation frisch durch Bibliotheken im Service generieren lässt.
 

Die Bedeutung von Events in verteilten Systemen

Ein Event beschreibt eine relevante Zustandsänderung innerhalb eines Systems. Typische Beispiele:

  • ProductAddedToCart: Ein Kunde legt ein Produkt in den Warenkorb
  • PaymentProcessed: Eine Zahlung wurde erfolgreich durchgeführt
  • OrderPrepared: Eine Bestellung wird zusammengestellt
  • UserLoggedIn: Ein Benutzer meldet sich an

Events werden von einem Publisher erzeugt und von einem oder mehreren Subscribern konsumiert. Diese lose Kopplung ermöglicht unabhängiges Skalieren ,parallele Entwicklung – und einen resilienteren Systemaufbau.

Vier typische Herausforderungen bei der Event-Dokumentation 

  1. Fehlende Standardisierung - Für REST-APIs gibt es mit OpenAPI etablierte Standards. Für asynchrone APIs fehlt diese Standardisierung noch. Das führt zu fragmentierter Dokumentation, inkonsistenten Beschreibungen und Projektwissen, das nur in Köpfen existiert – ein Projektrisiko.
  2. Asynchrone und dynamische Natur von Events - Events sind nicht-blockierend und haben oft keine direkte Antwort. Dadurch ist die Nachvollziehbarkeit komplexer Abläufe erschwert. Eine State Machine kann helfen, ist aber nicht immer möglich. Wenn möglich, empfiehlt sich eine Zustandsmodellierung, da sie komplexe Abläufe verständlicher macht.
  3. Evolution und Versionierung von Events - Events ändern sich mit dem System. Eine saubere Versionierung von Event-Payloads ist essenziell, um Breaking Changes zu vermeiden. Besonders relevant wird dies bei Systemen wie Kafka, wo Events persistiert werden.
  4. Fehlende zentrale Dokumentationsquelle - Während REST-Dokumentationen oft zentralisiert sind, verteilen sich Event-Dokumentationen oft über mehrere Teams – was die Konsistenz erschwert, vor allem bei der Integration externer Services.

Best Practices: API-Dokumentation für ereignisbasierte Systeme verbessern

1. AsyncAPI als Standardformat nutze

AsyncAPI ist ein offener Standard zur Beschreibung von eventbasierten APIs. Ähnlich wie OpenAPI für REST, beschreibt es Topics, Payloads und Protokolle. Ein einfaches Beispiel für ein OrderPlaced-Event zeigt, wie strukturierte Event-Definitionen aussehen können:


Es gibt bereits einige Werkzeuge, die AsyncAPI konsumieren können, um Code, Tests oder eine lesbare Ansicht zu erzeugen. Neu ist auch das AsyncAPI Studio, ein webbasierter Editor der gerade im Betastadium ist.
 

2. Klare Struktur und Felddokumentation

•    Jedes Event sollte nachvollziehbar dokumentiert sein – mit folgenden Kernelementen:Eventname (z. B. OrderPlaced)
•    Zweck des Events (Wofür ist es gedacht?)Payload-Struktur mit Datentypen (JSON Schema oder YAML)

Kontext / Auslöser (Wann wird das Event gesendet?) Diese Elemente helfen, Schnittstellen robust zu gestalten und minimieren Integrationsaufwände.

3. Dokumentation von Event-Flows

Neben Einzel-Events sollte der Kontext dokumentiert werden – etwa mit Sequenzdiagrammen oder State Machines. Tools wie Mermaid oder PlantUML sind dafür ideal.


 

4. Event-Versionierung umsetzen

Da sich Ereignisstrukturen über die Zeit ändern können, ist eine Versionierung notwendig. Das ist zwar ein generelles Modellierungsproblem, aber es hängt mit der Dokumentationsstrategie eng zusammen. 
Zwei gängige Ansätze sind:

  • Version in der Eventstruktur (`eventVersion: 1.0.0` im Payload)
  • Separate Eventnamen für neue Versionen (`OrderPlacedV2` statt `OrderPlaced`)

Es gibt hier keine generelle Empfehlung für einen der beiden Ansätze. Je nach verwendeten Technologien ist der eine oder andere Ansatz einfacher oder robuster umzusetzen.
Die separaten Eventnamen ermöglichen es saubere Verarbeitung für eine Version leicht zu erreichen, erschwert aber unter Umständen die Arbeit, wenn Formate sich oft ändern, da dann in den verarbeitenden Services auf viele verschiedene Topics reagiert werden muss und die Verarbeitung sich nur marginal unterscheidet.
Bei separaten Eventnamen ist die Entscheidung der DOkumentation leicht, da es einfach ein weiteres Event ist, dass dokumentiert wird. Es sollte nur eine Verlinkung zwischen den verschiedenen Versionen existieren, um Nutzern die Navigation zu erleichtern.
Die versionierten Events werden normalerweise gruppiert dokumentiert, um die Zusammengehörigkeit zum Event nicht zu verlieren. 

5. Automatisierung der Dokumentation

Wie bei REST-APIs sollte auch die Event-Dokumentation automatisiert werden. Einige nützliche Tools hierfür sind:

  • AsyncAPI Generator - erzeugt HTML-Dokumentationen aus AsyncAPI-Spezifikationen)
  • Swagger/OpenAPI in Kombination mit WebHooks - kann dann auch für ereignisbasierte APIs genutzt werden
  • Postman für Event-Testing

Insg. Ist hier der Markt aber noch nicht sonderlich ausgereift und es wäre wünschenswert, wenn sich hier ein Standard etablieren würde, der ausreichend mit Software unterstützt ist.
Beispielhafte Event-Dokumentation: kurz & konkretBeispiele für eine gute Event-Dokumentation
Beispiel: Benutzerregistrierung in einem SaaS-System

Eventname: UserRegistered
Beschreibung: Wird ausgelöst bei erfolgreicher Registrierung eines Nutzers




 

Fazit: Event-Dokumentation als strategischer Erfolgsfaktor

Die Dokumentation von ereignisbasierten APIs ist kein „Nice to have“, sondern ein zentraler Baustein für die Verständlichkeit, Wartbarkeit und Skalierbarkeit moderner Systeme. Wer sich frühzeitig mit Standards wie AsyncAPI, durchdachter Versionierung und automatisierten Dokumentationsprozessen auseinandersetzt, schafft eine belastbare Grundlage – sowohl für die interne Zusammenarbeit als auch für externe Integration.

Mit Hilfe visueller Darstellungen, nachvollziehbarer Payload-Definitionen und einer zentralen Dokumentationsstrategie lassen sich Event-basierte Architekturen transparenter gestalten. Das reduziert nicht nur Reibungsverluste im Betrieb, sondern stärkt die Weiterentwicklung verteilter Systeme nachhaltig.

Solange keine vollständige Standardisierung im Markt existiert, empfehlen sich flexible Tools zur API-Verwaltung – idealerweise solche, die sowohl synchrone als auch asynchrone Schnittstellen abdecken. Beispiele dafür sind APIDog, WSO2 oder IBM API Connect.

Tipp: Der Einstieg in strukturierte Event-Dokumentation muss nicht komplex sein. Wir unterstützen Sie gern dabei – mit einem API-Dokumentations-Review oder einem Workshop zu AsyncAPI & Co.

 

 

Blogautor

Patrick Cornelißen
Softwarearchitekt ARS Computer und Consulting GmbH

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