Digitale Identitäten sind das Rückgrat moderner IT- und Geschäftsprozesse. Wer heute Mitarbeitende, Partner, Kunden oder Systeme sicher anbinden will, braucht eine zentrale, strukturierte Steuerung von Benutzerkonten und Zugriffsrechten. Genau das leistet Identity Management (IDM).
IDM ist mehr als eine technische Aufgabe. Es betrifft ebenso organisatorische Strukturen, Rollenmodelle und Abläufe – und stellt im Projektalltag hohe Anforderungen an Schnittstellen, Altsysteme und Governance. Ein gut implementiertes IDM reduziert Risiken, automatisiert Prozesse und schafft die nötige Transparenz, um Sicherheit und Effizienz nachhaltig zu vereinen.
Darüber hinaus ist IDM ein zentraler Bestandteil der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben wie der DSGVO oder branchenspezifischer Compliance-Anforderungen. Aus betrieblicher Sicht unterstützt ein etabliertes IDM nicht nur die IT-Sicherheit, sondern auch die effiziente Verwaltung von Zugriffsrechten im Rahmen der täglichen Betriebsprozesse, etwa bei On-/Offboarding oder der Rezertifizierung von Rollen.
Was genau ist Identity Management (IDM)?
Identity Management – häufig auch als „IDM“ oder „IdM“ abgekürzt – bezeichnet die Verwaltung digitaler Identitäten innerhalb einer Organisation. Es geht darum, Benutzerkonten, Zugriffsrechte und Rollen zentral zu steuern, zu überwachen und über den gesamten Lebenszyklus hinweg abzusichern: vom Eintritt eines Mitarbeitenden über Positionswechsel bis hin zum Austritt. Im operativen Betrieb ermöglicht IDM eine nahtlose Integration in bestehende IT-Systeme und sorgt für reibungslose Abläufe bei Änderungen oder Störungen im Benutzerzugriff.
Ein effektives IDM-System automatisiert diese Prozesse, reduziert Sicherheitsrisiken und schafft Transparenz darüber, wer wann auf welche Ressourcen zugreift.
Was versteht man unter einer digitalen Identität?
Eine digitale Identität repräsentiert eine eindeutige Zuordnung einer natürlichen Person zu einem digitalen Identitätsobjekt und ist damit weit mehr als nur ein Benutzername oder Passwort. Sie umfasst Identifikationsmerkmale wie Benutzer-ID, E-Mail-Adresse oder Zertifikate, sowie Informationen zu Rollen, Gruppenmitgliedschaften, Berechtigungen und organisatorischen Zuordnungen.
Die in den Unternehmen typischerweise anzutreffenden Identitäten sind:
Die präzise Verwaltung all dieser Identitäten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Erstellung über Rechtevergabe bis zur Deaktivierung – ist eine zentrale Voraussetzung für kontrollierte Zugriffe, klare Verantwortlichkeiten und nachhaltige Informationssicherheit.
Aus rechtlicher Sicht ist die revisionssichere Verwaltung digitaler Identitäten essenziell, um Compliance-Anforderungen – etwa aus dem IT-Sicherheitsgesetz, der DSGVO oder branchenspezifischen Normen – zu erfüllen.
Gerade der Lebenszyklus dieser Identitäten und ihrer zugehörigen Objekte – etwa Accounts, Rollen oder technische Berechtigungen – ist von zentraler Bedeutung. Nur wenn dieser Lifecycle strukturiert abgebildet und aktiv gesteuert wird, lassen sich Sicherheitsrisiken, Medienbrüche und Mehrfachidentitäten vermeiden. In der Praxis bedeutet das: Identitätsprozesse müssen wie Geschäftsprozesse modelliert und automatisiert werden – mit klaren Zuständigkeiten, Übergabepunkten und Kontrollmechanismen. Erst dadurch entsteht ein konsistentes, nachvollziehbares und revisionssicheres Identity Management.
Im operativen Betrieb trägt ein konsistentes Identity Lifecycle Management zudem dazu bei, manuelle Fehler zu vermeiden, Betriebskosten zu senken und eine stabile Zugriffsinfrastruktur sicherzustellen – auch bei Systemwechseln oder komplexen Multi-Cloud-Umgebungen.
Password Management – Ein Auslaufmodell?
Passwörter galten lange als Herzstück des Identity Managements – doch ihre Bedeutung nimmt rapide ab. Der Grund dafür liegt nicht nur in steigenden Sicherheitsanforderungen, sondern vor allem im technologischen Wandel der Systemlandschaften.
Immer weniger Anwendungen verfügen heute über eine eigene Benutzerverwaltung. Stattdessen werden zentrale Directories und föderierte Identitätsquellen eingesetzt, die Benutzerauthentifizierung systemübergreifend regeln. Mit dem Siegeszug von Single-Sign-On (SSO) und Identity Federation entfällt in vielen Fällen das klassische Passworthandling. Benutzer melden sich einmalig an und erhalten Zugriff auf eine Vielzahl von Systemen – ohne erneute Eingabe von Zugangsdaten.
Für moderne IDM-Systeme bedeutet das: Das Passwortmanagement rückt deutlich in den Hintergrund, wird aber noch nicht aussterben. In vielen Fällen beschränkt sich der Passwortbezug nur noch auf das Initialpasswort beim Erstellen einer neuen Identität und die Vergabe für erste, lokale Accounts, bevor zentrale Authentifizierungslösungen greifen.
Die operative Bedeutung des Passworts als Sicherheitsanker nimmt ab – zugunsten integrierter, benutzerfreundlicher und robuster Authentifizierungsverfahren. Für den operativen Betrieb bedeutet das: Die Integration sicherer, zentral verwalteter Authentifizierungsmethoden muss sowohl mit bestehenden Anwendungen kompatibel sein als auch skalierbar und wartbar bleiben – insbesondere in hybriden IT-Landschaften.
Haupt- und Subidentitäten: Hierarchische Strukturen im IDM
Gerade in komplexen Organisationen ist eine hierarchische Modellierung von Identitäten erforderlich. Ein typisches Beispiel:
Ein gutes IDM-System erlaubt es, diese Strukturen sauber zu definieren, zu verknüpfen und unabhängig voneinander zu verwalten. Mitarbeitende können mehrere Anstellungen haben, arbeiten noch als Freelancer auf eigene Rechnung (gerade im klinischen Bereich üblich) oder sind gleichzeitig Kunden und Mitarbeitende eines Unternehmens.
Natürlich stellt sich die Frage, ob es sich nicht einfach um mehrere unabhängige Identitätsobjekte handeln könnte. Grundsätzlich ist das möglich. Allerdings geht dadurch die Möglichkeiten verloren, risiko-spezifische Maßnahmen wie Funktionstrennung oder Fraud Detection zu implementieren. Zudem besteht die Gefahr, rechtliche Anforderungen aus Compliance-Vorgaben oder Audits nicht mehr zu erfüllen.
Was ist der Unterschied zwischen IDM und IAM?
Die Begriffe Identity Management (IDM) und Identity & Access Management (IAM) werden häufig synonym verwendet – in der Praxis gibt es jedoch eine klare funktionale Abgrenzung.
IDM konzentriert sich auf die Verwaltung der digitalen Identität selbst: Wer ist die Person oder Entität, welche Attribute besitzt sie, welchen organisatorischen Einheiten gehört sie an, welche Rollen sind ihr zugewiesen?
Es geht dabei um die Lebenszyklussteuerung von Identitäten, vom Eintritt über interne Wechsel bis hin zum Austritt – inklusive der Pflege von Stammdaten. Ob auch die Pflege von Gruppen- und Rollenmitgliedschaften zum IDM gehört, wird je nach Auslegung unterschiedlich bewertet.
IAM hingegen geht einen Schritt weiter: Es umfasst zusätzlich die Steuerung des Zugriffs auf Systeme und Informationen – also die technische Umsetzung von Berechtigungen, Authentifizierungsmechanismen und Zugriffskontrollen. IAM sorgt dafür, dass die im IDM modellierten Rollen und Identitäten auch tatsächlich systemseitig korrekt berechtigt und kontrolliert werden – inklusive Protokollierung, Überwachung und Durchsetzung von Sicherheitsrichtlinien. Einige Analysten-Häuser sehen IAM auch als Oberbegriff für Disziplinen wie IDM, Privileged Access Management (PAM) oder auch Single-Sign-On (SSO).
Identity Management im Zeitalter von KI
Künstliche Intelligenz (KI) bringt nicht nur neue Chancen, sondern auch neue Anforderungen an das Identity Management. KI-Systeme benötigen aber auch eigene Identitäten – sogenannte maschinelle Identitäten –, die klar definiert, reguliert und nachvollziehbar sein müssen.
Gleichzeitig entstehen automatisierte Entscheidungen, bei denen IAM-Systeme sicherstellen müssen, wer welche Entscheidung trifft oder auslöst. Das klassische Rollenmodell stösst hier an Grenzen – dynamische, kontextabhängige Berechtigungen gewinnen an Bedeutung. Zugleich hilft KI selbst, z. B. durch Mustererkennung oder Anomalieanalysen, das Rollen- und Berechtigungsmanagement zu verbessern.
Aus betrieblicher Sicht müssen IDM- und IAM-Systeme künftig in der Lage sein, maschinelle Identitäten genauso revisionssicher zu verwalten wie menschliche – inklusive Logging, Risikoeinstufung und automatisierter Rezertifizierung im laufenden Betrieb. IDM und KI wachsen damit nicht nur technologisch zusammen, sondern formen auch neue Anforderungen an Governance, Nachvollziehbarkeit und Vertrauen. Rechtlich stellen KI-gestützte Identitäten und Entscheidungen neue Anforderungen an Transparenz, Verantwortlichkeit und Nachweisbarkeit – etwa im Hinblick auf DSGVO, KI-Verordnung (AI Act) und Auditpflichten.
Welche Rolle spielt IDM in Ihrer Sicherheitsstrategie?
Identity Management ist weit mehr als ein IT-Werkzeug – es ist ein zentraler Pfeiler jeder ganzheitlichen Sicherheitsstrategie. Denn wer den Zugriff auf Daten, Applikationen und Systeme nicht präzise steuern kann, verliert schnell die Kontrolle über Risiken, Verantwortlichkeiten und regulatorische Anforderungen. IDM schafft genau diese Kontrolle: Es stellt sicher, dass nur berechtigte Personen auf definierte Ressourcen zugreifen und dies nur so lange, wie es erforderlich ist.
Darüber hinaus bringt IDM eine gesunde Struktur in gewachsene IT-Landschaften, vereinheitlicht Berechtigungslogik über verschiedene Systeme hinweg und sorgt für Transparenz auf Benutzer-, Rollen- und Prozessebene. Das stärkt nicht nur die technische Sicherheit, sondern erhöht auch die Reaktionsfähigkeit bei Sicherheitsvorfällen und Audits.
Kurz gesagt: Ohne ein durchdachtes Identity Management bleibt jede Sicherheitsstrategie lückenhaft. Mit IDM wird sie belastbar, effizient und zukunftsfähig.
Fazit: Identity Management als Fundament der digitalen Sicherheit
Identity Management ist kein Add-on, sondern die Basis für jede moderne Sicherheitsarchitektur. Es sorgt für Ordnung im Zugriff, reduziert Risiken und schafft die Voraussetzung für Compliance – von ISO 27001 über DSGVO bis hin zu branchenspezifischen Standards.
Wer IDM strategisch denkt und mit modernen Tools umsetzt, schafft eine stabile und skalierbare Grundlage für sichere digitale Prozesse – heute und morgen.